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Déifferdeng

Pilotprojekt Jugendwunnen Arboria

Nach und nach füllt sich die Residenz Séquoia, im Herzen des Viertels Arboria, mit Leben. Nach der Eröffnung einer integrativen Kinderkrippe, die bis zu 80 Kinder aufnehmen kann, sind nun die 36 Jugendwohnungen an der Reihe, ihre Türen für ihre neuen Mieter zu öffnen. All dies wird von einer Erzieherin und einem graduierten Erzieher vom Roten Kreuz betreut. Und obwohl das Coronavirus die Aktivitäten dämpfte, konnten die ersten Mieter Anfang Februar einziehen. Das DIFFMAG-Team sprach mit Claude Lamesch, die für das Projekt Jugendwunnen am Quartier Arboria verantwortliche Erzieherin.

Diffmag: Wie ist das Projekt Jugendwunnen entstanden?

Claude Lamesch: Tatsächlich ist es ein Projekt, das das Rote Kreuz in Partnerschaft mit der Stadt Differdingen durchgeführt hat. Außerdem gehört das Gebäude der Gemeinde. Um der schwierigen Situation auf dem Wohnungsmarkt in unserem Land zu begegnen, trat die Stadt Differdingen an uns heran, um gemeinsam ein Projekt auf die Beine zu stellen. Denn wir müssen verstehen, dass das Wohnen eines der großen Probleme ist, mit denen junge Menschen – auch mit Einkommen – konfrontiert sind.

Diffmag: An wen richtet sich das Projekt?

Claude Lamesch: Wie ich schon sagte, sind junge Menschen besonders anfällig für Wohnungsprobleme. Dennoch können einige aus dem einen oder anderen Grund nicht mehr zu Hause leben. Ich war 13 Jahre lang im betreuten Wohnen tätig. Ich kann Ihnen sagen, dass es für einen jungen Menschen extrem schwierig ist, eine Wohnung zu finden, selbst wenn er oder sie einen unbefristeten Vertrag hat. Häufig wollen Vermieter ihre Wohnung nicht an einen Zwanzigjährigen vermieten. Und für einen Schüler oder Studenten ist es noch schwieriger, selbst wenn er finanziell unabhängig ist. Konkret richtet sich das Jugendwunnen Arboria an junge Menschen zwischen 18 und 27 Jahren. Aber es gibt Bedingungen: Sie müssen ein Einkommen haben und das, was wir ein Lebensprojekt nennen. Das können z. B. von CePAS unterstützte Gymnasiasten oder Studenten sein, die Stipendien von CEDIES erhalten. Dann gibt es diejenigen, die eine Lehre absolvieren, diejenigen, die einen Arbeitsvertrag von mindestens sechs Monaten haben, junge Menschen, die „Revis“ beziehen. Wichtig ist, dass sie finanziell unabhängig sind – die Miete beträgt zehn Euro pro Quadratmeter pro Monat – und dass sie eine Perspektive für die Zukunft haben.

Diffmag: Wie läuft der Auswahlprozess?

Claude Lamesch: Die Jugendlichen können auf unserer Webseite eine Datei ausfüllen und diese an uns zurückschicken. Aber meistens erhalten wir Bewerbungen entweder vom CePAS, d. h. dem „Centre psychosocial et d’accompagnement scolaire“, das in den Gymnasien tätig ist, oder von sozialen Diensten. Viele junge Menschen kommen auch aus Strukturen, die eine Form von betreutem Wohnen anbieten.

Diffmag: Wie viele junge Menschen sind bereits in die Residenz Jugendwunnen Arboria eingezogen?

Claude Lamesch: Derzeit 18. Die ersten sind am 1. Februar eingetroffen. Die Idee war, zehn pro Monat unterzubringen, aber das Coronavirus hat die Situation verändert. Von nun an müssen wir Geduld haben, um das Infektionsrisiko zu verringern. Diffmag: Wie viele Wohnungen gibt es insgesamt? Claude Lamesch: Wir haben 36 Wohnungen, vier davon sind für Alleinerziehende – in der Regel junge Mütter – und zwei größere, die für Mitbewohner bestimmt sind.

Diffmag: Wie ist das Leben in der Residenz organisiert?

Claude Lamesch: Zusätzlich zu den Wohnungen gibt es auf jedem Stockwerk Gemeinschaftsräume. Im ersten Stock kann man Tischfußball und Billard spielen, im zweiten Stock können die Jugendlichen z. B. kochen, essen und gemeinsam Brettspiele spielen, und im dritten Stock haben wir ein Wohnzimmer mit Sofa, einen Fernseher. Die Studios sind möbliert und verfügen über ein Bad und eine Kochnische.

Diffmag: Wie funktioniert die Begleitung des Roten Kreuzes?

Claude Lamesch: Von Montag bis Freitag ist immer ein Pädagoge vor Ort. Aber in der Praxis sind die jungen Leute autonom und brauchen keine wirkliche Begleitung. Sie sind in der Lage, allein zu leben. Deshalb sind wir der Meinung, dass es an den jungen Leuten liegt, zu uns zu kommen. Sie können zu uns kommen, wenn sie das Bedürfnis verspüren. Unsere Rolle ist es, sie anzuleiten und ihnen die Möglichkeiten aufzuzeigen, die ihnen zur Verfügung stehen. Sie können von Zeit zu Zeit zu uns kommen, aber wir sind nur ein Team aus einer Erzieherin und einem graduierten Erzieher, und wir können keine persönliche Betreuung anbieten. Wenn wir feststellen, dass weitere Folgemaßnahmen erforderlich sind, wenden wir uns an das „Office national de l’enfance“.

Diffmag: Gibt es in Luxemburg noch andere Wohnungen dieser Art?

Claude Lamesch: Nein. Jugendwunnen Arboria ist die erste vom Roten Kreuz betriebene Einrichtung, die auf diese Weise arbeitet. Es handelt sich um ein Pilotprojekt, bei dem – je nach Bedarf – eine individuelle Unterstützung des Jugendlichen durch externe Partner möglich ist.